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Digitalisierungsvergleich 2025: Nürnberg und Frankfurt haben die digitalsten Bürgerämter Deutschlands

  • Gisma University of Applied Sciences veröffentlicht jährliches Ranking zum Stand der Digitalisierung in deutschen Bürgerämtern
  • Nürnberg und Frankfurt teilen sich den Spitzenplatz – München fällt leicht zurück
  • Duisburg und Bremen bleiben Schlusslichter
  • Frankfurt zeigt den größten digitalen Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr

Potsdam – Die Digitalisierung deutscher Behörden gewinnt zunehmend an Dynamik, doch regionale Unterschiede bleiben weiterhin deutlich spürbar. Wie bereits 2024 analysiert die Gisma University of Applied Sciences (www.gisma.com) den Digitalisierungsgrad der Bürgerämter in den 20 größten Städten Deutschlands. Untersucht wurde, in welchem Umfang elf ausgewählte Verwaltungsdienstleistungen digital, teilweise digital oder ausschließlich analog angeboten werden. Für die Bewertung hat die Hochschule ein dreistufiges Punktesystem verwendet: Für vollständig digitale Angebote wurden zwei Punkte vergeben, für Dienstleistungen, bei denen Anträge per E-Mail eingereicht werden konnten, ein Punkt. Halbe Punkte gab es, wenn einzelne Teilleistungen zwar digital verfügbar waren, die entsprechende Gesamtleistung jedoch nicht vollständig digital ausgeführt werden kann – zum Beispiel, wenn die Anmeldung zur Hundesteuer digital verfügbar ist, die Abmeldung allerdings nicht.

Frankfurt und Nürnberg sind digitale Vorreiter
Frankfurt und Nürnberg teilen sich in diesem Jahr mit jeweils 18 von 22 möglichen Punkten die Spitzenposition im Ranking. Beide Städte überzeugen mit zahlreichen vollständig digitalisierten Dienstleistungen, darunter die Online-Anmeldung beim Wohnsitzwechsel, die digitale Bestellung von Urkunden sowie durchgehend digitale Prozesse etwa im Bereich der Hundesteuer. Knapp dahinter folgt Stuttgart mit 17,5 Punkten auf Platz drei. Ein Antrag auf den Ersterwerb des Führerscheins ist hier zum Beispiel bereits vollständig digital möglich – ein Angebot, das in vielen anderen Städten noch fehlt. München belegt mit 17 Punkten den vierten Platz.

Duisburg, Bremen und Wuppertal mit digitalem Nachholbedarf
Die Schlusslichter im Ranking bleiben in diesem Jahr im Vergleich zu 2024 nahezu unverändert: Duisburg erreicht lediglich sechs Punkte, da weiterhin nur sehr wenige Dienstleistungen online verfügbar sind. Bremen verbessert sich zwar auf acht Punkte, zeigt aber weiterhin erhebliche Defizite bei der Digitalisierung grundlegender Verwaltungsprozesse. Wuppertal zeigt mit nur neun Punkten sogar einen Rückschritt im Vergleich zum Vorjahr und bestätigt umso mehr den Handlungsbedarf bei der Digitalisierung.

Frankfurt erzielt den größten Digitalisierungssprung – Wuppertal und München verlieren
Frankfurt beeindruckt in diesem Jahr besonders mit einem deutlichen Anstieg von acht Punkten gegenüber dem Vorjahr. Die hessische Metropole hat zahlreiche neue Online-Angebote eingerichtet und bestehende Prozesse optimiert, etwa bei der Führerscheinanmeldung und der An- und Ummeldung des Wohnsitzes. Ebenfalls nennenswert sind die Verbesserungen in Hamburg, Essen und Bonn (jeweils plus fünf Punkte) und Nürnberg, Stuttgart und Münster (plus vier Punkte). Wuppertal verzeichnet als einzige Stadt einen merklichen Rückgang von drei Punkten und verliert damit deutlich an digitaler Servicequalität. In München, im letzten Jahr noch Spitzenreiter, führt ein leichter Rückschritt um einen Punkt dazu, dass die bayerische Hauptstadt auf den vierten Platz abrutscht. Insgesamt lässt sich durch die Analyse allerdings ein positiver Trend zu mehr Digitalisierung erkennen. Erreichten die Services der Bürgerämter im letzten Jahr insgesamt noch eine Punktzahl von 210,5, ist die Gesamtwertung in diesem Jahr um 49 Punkte auf 259,5 angestiegen.

Prof. Dr. Peter Konhäusner, Professor für Digital Entrepreneurship und akademischer Vize-Präsident an der Gisma University of Applied Sciences, kommentiert die Ergebnisse: „Unsere Untersuchung zeigt, dass die Digitalisierung der Bürgerämter in Deutschland zwar weiter voranschreitet, die Entwicklung aber stark vom jeweiligen Standort abhängt – und teils sogar Rückschritte aufweist. Städte wie Nürnberg und Frankfurt zeigen mit ihren innovativen digitalen Plattformen eindrücklich, wie bürgernahe und effiziente Verwaltungsprozesse aussehen können. Dabei ist es entscheidend, dass nicht nur einzelne Dienstleistungen, sondern gesamte Prozessketten digital gedacht und umgesetzt werden. Wer heute in digitale Infrastruktur investiert, stärkt langfristig die Verwaltungseffizienz und die Lebensqualität der Bürger*innen. Gleichzeitig sehen wir, dass Städte wie Duisburg oder Bremen weiterhin vor großen Herausforderungen stehen. Um den Anschluss nicht zu verlieren, braucht es gezielte Investitionen, sowohl in die Technik als auch in die Qualifizierung der Mitarbeitenden. Hier könnte das neue Digitalministerium der Bundesrepublik eine entscheidende Rolle spielen. Erst durch den konsequenten Einsatz moderner Technologien wie Cloud-Lösungen, Verschlüsselung und Blockchain werden wir in Deutschland flächendeckend Verwaltungsprozesse vorfinden, die den Anforderungen einer digitalisierten, zukunftsfähigen und resilienten Gesellschaft gerecht werden.“

Über die Untersuchung

Die Gisma University of Applied Sciences hat das Angebot der Online-Dienstleistungen der Bürgerämter in den 20 größten Deutschlands miteinander verglichen. Dafür hat die private Hochschule elf Dienstleistungen ausgewählt, welche von Bürger*innen häufig in Anspruch genommen werden, und ermittelt, in welchen Bürgerämtern diese Dienstleistungen online angeboten werden. Für online angebotene Dienstleistungen wurden zwei Punkte vergeben, für die Möglichkeit, Anträge oder Dokumente per Mail einzureichen, ein Punkt. Ein halber Punkt wurde vergeben, wenn eine An- oder Abmeldung (z.B. von Hundesteuer) online, das jeweilige Pendant aber nur schriftlich beantragt werden konnte und für Dienstleistungen, die nur postalisch oder vor Ort zu erledigen sind, wurden null Punkte vergeben.

Folgende Dienstleistungen wurden dafür zwischen dem 19. und dem 26. März 2025 untersucht: „Wohnsitz an- oder ummelden”, „Personal-, Reise- oder Kinderreisepass beantragen”, „Meldebescheinigung beantragen”, „Urkundenbestellung (Ehe-, Geburts-, Lebenspartnerschafts- oder Sterbeurkunde) und beglaubigte Abschriften”, „Hundesteuer an- und abmelden”, „Gewerbe an-, um- oder abmelden”, „Handwerk – Eintragung in das Verzeichnis handwerksähnliche Gewerbe”, „Gaststättengewerbe – Erlaubnis beantragen”, „Reisegewerbekarte beantragen”, „Beglaubigung von Kopien” und „Führerschein beantragen”.